Insight: Happy Coding
Ein Substack-Beitrag als Meta-Auflöser der Kognitiven Dissonanz oder wie ich mir ohne schlechtes Gewissen die Welt schöntippe.
Komfortzone
«Das Verlassen der Komfortzone» war schon 2024 mein persönliches Thema des Jahres. Wie in meinem vergangenen Post beschrieben, fand ich damals nach langem Hadern endlich eine Abzweigung, die mich von einem gemütlichen, aber ziellosen Weg in eine vielversprechendere Richtung bringen sollte.
Ein kurzer Abstecher in die Data-Governance war nötig, um mich dann endlich in die Selbständigkeit zu schubsen.
Die Bitgestalt GmbH ist inzwischen fast ein halbes Jahr alt, und ich blicke wohlwollend auf die vergangenen Monate zurück. Die Entscheidung, das Ganze neben meinem «Day-Job» als wissenschaftlicher Mitarbeiter eher gemächlich aufzubauen, war für mich genau richtig.
Ohne externen Druck konnte ich die administrative und gedankliche Plattform Bitgestalt in Ruhe schaffen, während ich mich parallel in meiner zweiten Anstellung langsam, aber sicher zurechtfand.
(High) Agency
War 2024 vom Motiv des «Verlassens der Komfortzone» geprägt, so dominierte dieses Jahr für mich der Begriff «Agency».
Passend zur «Agentic AI», dem Buzzword der ersten Jahreshälfte, begegnete mir das Wort erstmals bei Chris Williamson und fasste für mich perfekt die Phase nach dem Verlassen der Komfortzone zusammen: das bewusste Gestalten der eigenen Entscheidungen, statt sich von Umständen treiben zu lassen.
George Mack brachte es im Modern Wisdom-Podcast auf den Punkt:
«The most simple way of defining high agency is: are they happening to life or is life happening to them? »
Diese Idee der Selbstbestimmung war nicht neu, doch sie wurde für mich in diesem Jahr zentral – gerade im Kontrast zur früher empfundenen Frustration, Machtlosigkeit und Stagnation.
Das Konstrukt Bitgestalt werkelt seither leise, aber konsequent im Hintergrund. Es gibt mir ein Ziel, eine Richtung und einen Fokus: wie ich mich selbst und die Welt jeden Tag ein kleines bisschen besser machen kann. Ein Bit nach dem anderen.
Sehnenscheidenentzündung
Bevor mir jedoch der Arm vom eigenen Schulterklopfen abfällt, komme ich zum eigentlichen Punkt: Der Begriff «Happy Coding» begegnete mir Anfang des Jahres im HSLU-Smart-Up-Kurs, als uns der Coach freundlich darauf hinwies, dass wir mit unseren Geschäftsideen schnell «raus» müssen – in die echte Welt.
Und zwar bevor wir uns im «Happy Engineering» im gemütlichen Büro in einer Fantasie verlieren, die wenig mit der realen Welt zu tun hat.
Ich nahm den Hinweis sofort ernst, weil ich spürte, wie anfällig ich für genau diese Verlockung bin – im Grunde ist es nur ein schöneres Wort für «Komfortzone».
Und tatsächlich: Meine Planung für Q3 sah vor, nach den administrativen Arbeiten mein Service-Angebot für die Publikation auf bitgestalt.ch auszuformulieren. Prompt verlor ich mich – ganz freiwillig und wenig überraschend – im Happy Coding.
Homo Faber
Dieser Abstecher bedeutet zwar, dass Bitgestalt sich in diesem Jahr nicht so weit entwickelt hat wie ursprünglich geplant. Doch ich könnte nicht zufriedener sein.
Nicht nur hat Bitgestalt jetzt eine prima Webseite – ich hatte vor allem schaurig viel Freude am Gestalten und Coden. Happy Coding eben.
Soll ich mir dafür Vorwürfe machen?
Ich glaube nicht.
Ich mache.
Wir sehen uns in 2026!

